Ausstellung „Mensch und Moor“


Kurzgeschichte über die Kultivierung des Donaumooses


Auguste Schmid,                  Copy 20of 20Gusti Schmid 70 2 1                                              
Vorsitzende des
Kulturhistorischen Vereins Donaumoos e.V.



Ein herzliches Grüß Gott auch meinerseits und Gratulation zur neuen Homepage: Kirchengemeinden-Königsmoos.de
Meine Rede als Vorsitzende des Kulturhistorischen Vereins Donaumoos zur Ausstellungseröffnung Mensch und Moor hier im Haus im Moos, stelle ich gerne an den Anfang dieses Webauftrittes und sage deshalb nur, liebe Freunde des Donaumooses, herzlich willkommen.

Der Museumsleiter Fritz Koch hat mich gebeten, doch etwas über die doch junge Geschichte unserer Heimat zu sagen.

Keine Angst, es wird sicherlich kein wissenschaftlicher Vortrag mit unheimlich vielen Jahreszahlen, die man dann wieder schnell vergisst, sondern ich möchte in Kurzform über das Donaumoos, seinen Ursprung und natürlich den Menschen, die hier wohnen, berichten.

Das Donaumoos war eine unzugängliche Moorlandschaft. Lediglich den Bauern der umliegenden Landgemeinden dienten die Flächen am Rande als relativ schlechter Weidegrund. Auch mancher Jäger verirrte sich manchmal ins Moos, was einige Funde von Pfeilspitzen, Klingen und Schabern bezeugen.

Bereits im 15. Jahrhundert sind Bemühungen für Kulturarbeiten im Donaumoos bekannt. Das größte Hindernis war jedoch, dass ein Teil des Donaumooses politisch zu Kurbayern gehörte und der andere Teil zum Herzogtum Neuburg.

Erst das Jahr 1777 brachte die Vereinigung dieser beiden Teile, sodass das Donaumoos fortan eine politische Einheit darstellte.

1777 gelangte nach dem Tod des kinderlosen Max III. - Karl Theodor an die Macht, der ja bereits seit 1742 Kurfürst von der Pfalz war.
Karl Theodor hatte sich in Italien bereits die Urbarmachung der dortigen Pontinischen Sümpfe angeschaut und er ließ 1778 einen Plan zur Trockenlegung des Donaumooses ausarbeiten und zwar vom orts- und sachkundigen Pfarrer Lanz aus Berg im Gau. In der Trockenlegung des Donaumooses sah man neben der Erzeugung von Nahrungsmitteln für die stets wachsende Bevölkerung natürlich auch weitere Einnahmequellen für Steuern und Abgaben, denn Bayern brauchte dringend Geld für die Koalitionskriege und die nachfolgenden napoleonischen Feldzüge.

Die Kultivierungsarbeiten begannen im Osten, also im heutigen Karlskron. In den Jahren 1792 und 1793 wurden die Orte Karlskron, Karlsruh, Josephenburg, Frankenmoosen, Walding, Fruchtheim und Bofzheim gegründet. Im Jahre 1790 wurden z.B. zur Ausführung der Kulturarbeiten, das waren das Anlegen von Gräben und Wegen, wie belegt ist, freie Arbeiter und Soldaten eingesetzt. Auch wurden für leichte Nebendienste einige Hundert Kinder aus den umliegenden Dörfern in Einsatz gebracht, die zwischen 9 – 12 Kreuzer verdienten.
Um Geld zu sparen, versuchte man es 1792 auch kurzzeitig mit leichten Sträflingen, was sich aber nicht bewährte und man von einem weiteren Einsatz absah. Und deshalb herrscht noch vielerorts die irrige Meinung vor, dass im Donaumoos g e z i e l t Sträflinge angesiedelt wurden. Also ihr braucht keine Angst vor den Möslern zu haben. Stephan Frhr. von Stengel, ein treuer Diener von Kurfürst Karl Theodor – und vielleicht auch noch ein bisschen mehr – illegitimer Sohn - lenkte die Besiedelung und er wollte moderne Ideen für diesen Landstrich umsetzen. Die Siedler erhielten das Land als freies Eigentum und sollten verantwortungsvoll damit umgehen. Nicht vergessen werden darf hier, der in Hergenfeld in der Pfalz geborene Johann Peter von Kling. Dieser hat sich für die Urbarmachung des Donaumooses sehr große Verdienste erworben. Er erwarb sogar auf eigene Kosten Grundstücke, stellte Feldversuche auf, dokumentierte neben diesen, auch Erfolge in der Rinderhaltung usw. und zwar im heutigen Probfeld. Riskante Versuche auf eigene Kosten zum Wohle der Siedler hatte er betrieben und könnte deshalb gerade in der heutigen Zeit auch als Vorbild für viele Politiker dienen.
1795 wurde dann Karlshuld gegründet und zwar als Hofmark. Hofmarksherr war Karl von Eckart. Bis 1800 waren hier 23 Kolonisten angesiedelt. In der Folgezeit siedelte Eckart immer mehr Siedler an, die nur zwischen 2 und 4 Tagwerk erhielten. Und das war zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Und die enorm große Not in Karlshuld nahm so seinen Lauf. Wurde in Karlskron z.B. den Siedlern Steuern und Abgaben erlassen, hatten die Siedler diese in Karlshuld an den Hofmarksherrn zu entrichten. Auch hatte Karl von Eckart z.B. statt der vorgesehenen 20 Familien auf einer gewissen Fläche, 126 Familien angesiedelt und somit Not und Elend Tor und Tür geöffnet.

1795 begann auch im sog. Oberen Moos die Besiedelung, d.h. im heutigen Königsmoos. Für die Besiedelung im heutigen Stengelheim hatte Frhr. Adrian von Riedl einen Plan für die Errichtung von 6 Anwesen entlang der Ach ausgearbeitet. Verwirklicht wurde jedoch nur die Errichtung des „Stengelhofes“, der fast genau gegenüber dem jetzigen Rathaus stand. Zu diesem Stengelhof gehörten 400 Tagwerk und ein Haus, in dem der Baumeister wohnte, sowie einige landwirtschaftliche Gebäude.
Der Stengelhof erwies sich als unrentabel aufgrund von Reif- und Hagelschäden, sowie zeitweilige Trockenzeit und dann wieder Überschwemmungen. Deshalb wurde das Gut verkauft, fiel aber nach einigem hin und her wieder an den Staat zurück.

In die Besiedelungsgeschichte im heutigen Königsmoos kam jedoch erst wieder ins Leben, als die Rheinischen Kolonisten kamen. Diese hatte der Kurfürst Max IV Josef und spätere König Max I. Josef herbeigerufen. Der Krieg und der Einfall der französischen Armeen vertrieben die dortigen Bewohner aus ihrer Heimat.
Am 22.02.1802 wurden die Regularien für die Ansiedlung in der Rosenheimer Gegend (heute Partnergemeinde Großkarolinenfeld und Kleinkarolinenfeld) sowie auf den Neuburg'schen Kameral Koloniegründen im Donaumoos (Großteil des heutigen Königsmoos) beschlossen. Die Gründe sollen den Ansiedlern ganz unentgeltlich als Eigentum überlassen werden. Jedoch, wie es hieß, gegen einen jetzt schon bestimmenden, aber erst nach 10 Jahren anfallenden Bodenzins und gegen Entrichtung der üblichen und gewöhnlichen Staatsabgaben. Des Weiteren wurde ihnen eine jährliche Zehent Freiheit zugesichert sowie die Befreiung vom Militärdienst für sich und ihre Kinder.
Hier sollte es also keine Hofmark geben wie in Grillheim und Karlshuld, sondern die Kolonisten wurden selbst Eigentümer der Gründe.
Am 15.04.1802 kamen die ersten 5 Siedlungswilligen an. Sie wurden im Maut-Haus in Lichtenheim untergebracht.

In dieser Siedlerliste Nr. 1 sind neben den Namen der Familienmitglieder, auch das mitgebrachte Vermögen vermerkt.
Diese 5 Familien trugen die Namen Räpple, Kober, Centmeier, Scholl und Ziegler und sie stammten aus Schwetzingen und Plunkstadt.

So hatte der Ururgroßvater des Königsmooser Altbürgermeisters Hans Kober z.B. neben seiner Frau zwei Töchter mit 4 Jahren und eine mit 3 Wochen dabei. Er hatte 300 fl
Barvermögen und noch 300 fl ausständiges Vermögen, 2 Pferde, Weißzeug für 2 Betten, einen Wagen sowie einen Pflug. Auch die Vorfahren des allseits bekannten Fritz Centmeier waren bei dieser Gruppe dabei. Diese 5 ersten Siedler gründeten dann Neuschwetzingen, das nun zur Gemeinde Karlshuld gehört.
(Anmerkung: fl ist die Abkürzung für Gulden auch Florentiner genannt. Die Kaufkraft auf heutige Verhältnisse umgerechnet wäre ca. 100€)

Die nächste Gruppe, das waren 8 Familien mit 21 Personen kamen am 19.04.1802 in fünf zweispännigen Fuhren an. Der Wille, aus dem Rheinländischen abzuwandern war sehr groß
und die Kolonisten ließen sich in Untermaxfeld und Obermaxfeld nieder. Sie kamen aus der Gegend um Heidelberg sowie aus der Pfalz.
Wenn wir zur Partnergemeinde Hergenfeld in der Pfalz fahren, kommt man an vielen Orten vorbei, aus denen die ersten Siedler kamen.

Diese Kolonisten, wie sie genannt wurden, brachten neben einem anderen Kulturgut, den Protestantischen Glauben und auch einen eigenen Dialekt nach Altbayern.

Das war jetzt die 1. Siedlungsepoche im heutigen Königsmoos.

In den Folgejahren verfiel die Kultur des Donaumooses immer mehr und auch die
Staatsregierung hatte ihr Interesse an diesem Landstrich verloren. Erst 1818 wandte sich die Regierung dem Donaumoos wieder zu und sanierte in den folgenden sieben Jahren die teilweise verfallenen Gräben wieder, verbesserte und verlängerte die Feldwege.

Und dann konnte wieder um Kolonisten geworben werden. Es wurden auch verbesserte Niederlassungsbedingungen beschlossen. Man wollte nicht wieder den gleichen Fehler wie in Karlshuld machen.

Jeder Kolonist erhält 50 Morgen, den Morgen um 5 fl. als Eigentum. Für das Bezahlen der Kaufsumme gab es 5 Freijahre und anschließend musste die Summe in 15 Jahresraten abbezahlt werden. Außerdem wurden 10 steuerfreie Jahre bewilligt.

Aber es wurden auch gewisse Anforderungen an einen Siedler gestellt: z.B. moralische Qualitäten und Arbeitsliebe sie mussten so viel Vermögen nachweisen, dass sie die notwendigen Wirtschaftsgebäude errichten, das erforderliche Vieh anschaffen und wenigstens bis zur nächsten Ernte von seinem Vorrat, sich, seine Familie und sein Vieh ernähren konnten. Hierüber mussten sie sogar gerichtliche Zeugnisse beibringen. Die Wechselwirtschaft durchzuführen, also von seinen 50 Tagwerk, 30 Tagwerk Acker zu bewirtschaften und 20 Tagwerk Wiese.
Alle Gebäude der Feuerversicherung zu melden (das war auch sehr wichtig).

Diese enorm verbesserten Niederlassungsbedingungen weckten wieder das Interesse am Moos. Und so entstanden ab 1823, innerhalb weniger Jahre, zwei Kolonien, einmal das heutige Ludwigsmoos, genannt Ludwigsfeld und das heutige Klingsmoos, genannt Theresienfeld.
Bei den Siedlern handelte es sich teils um Nachkommen der bisherigen Kolonisten und teils von Leuten aus den Dörfern der Umgebung.

In der Siedlungsgeschichte ist immer wieder festzustellen, dass manche Kolonisten das Moos wieder verließen. Der Hauptgrund hierfür war sicherlich, dass sie sich von der Landwirtschaft im kultivierten Donaumoos mehr erwarteten. Die Bodenverhältnisse erbrachten nicht den erhofften Ertrag und die widrigen Witterungsverhältnisse taten ein Übriges dazu.

Hatte doch Frhr. von Aretin im Jahre 1795 die Meinung vertreten, dass die Kolonisten, sobald nur die ersten Jahre vorüber sind, in kurzer Zeit wohlhabend werden, umso mehr, als sie vom Churfürsten mit Darlehen verhältnismäßig kräftig unterstützt wurden.
Welche Fehleinschätzung. Im Rückblick kann man feststellen, dass die Wirklichkeit ganz anders aussah. Die schwarze Mooserde versprach nicht das, was man von ihr erwartet hatte, vielmehr machten frühe und späte Fröste, Hochwasser, Nässe und Trockenheit den Menschen sehr zu schaffen. Es herrschte bitterste Not. Und so prägten die Kolonisten auch den Spruch, „dem ersten den Tod, dem zweiten die Not und dem dritten das Brot“.

Nachdem die Landwirtschaft aufgrund der aufgezeigten widrigen Umstände nicht so viel hergab, dass die Familien überleben konnten, mussten die Mösler zwangsläufig neue Wege suchen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Mit dem Torfstechen verschaffte sich die Donaumoosbevölkerung nicht nur das
Brennmaterial für den Eigenbedarf, sondern sicherte sich durch den Verkauf eine wichtige Einnahmequelle. Aus dem Jahre 1849 ist überliefert, dass der Moosinspektor Häutle für 1000 Scheite 12 Kreuzer in Anrechnung brachte. In Ingolstadt und Neuburg wurden 24 Kreuzer bezahlt und in München sogar 36. Nach dem 2. Weltkrieg wurde eine Mark für 1000 Scheite bezahlt. Wenn man bedenkt, dass ein guter Stecher rund 7000 Scheite am Tag stach und es ein ganz guter sogar auf 10.000 Scheite brachte, kam für die damalige Zeit doch ein respektabler Tageslohn zusammen. Auf Stunden umrechnen darf man den Betrag aber nicht, denn es ist überliefert, dass ein guter Torfstecher die Sonne nicht sehen durfte, d.h. dass er vom frühen Morgen bis zum späten Abend mit dem Rücken zur Sonne, Schreit für Scheit auf die sog. Torfrixen schichtete.

Von 1900 bis 1924 waren z.B. in Unter- und Obermaxfeld 323 gewerbliche Torfhändler gemeldet. In Untermaxfeld wurde sogar gewerbsmäßig Torf abgebaut und zwar in der heutigen Ingolstädter Str. 32. Diese Torfverladung wurde bis 1926 betrieben. Anschließend wurde sie unrentabel, da die Stadtbewohner immer mehr auf Kohle als Brennmaterial umstiegen.

Allgemein ging der Torfabbau nach dem 1. Weltkrieg zurück.

Lediglich in der Zeit des 2. Weltkrieges erinnerten sich die Regierenden wieder an den Torf und während dieser Zeit musste sogar Torf gestochen und abgeliefert werden. Nach dem 2.
Weltkrieg wurde das Torfstechen allmählich eingestellt.
Ich selber erinnere mich noch gut daran, dass mein Vater in den 50-ziger Jahren immer Torf für den Eigenverbrauch gestochen hat und ich beim Einfahren und Abladen zu meinem Leidwesen helfen musste. Das war immer eine schön staubige Arbeit.

Das Kalkbrennen war im oberen Moos, d.h.in Klingsmoos und Ludwigsmoos am meisten verbreitet. So waren z.B.in Klingsmoos um die Jahrhundertwende 25 Kalköfen zur Gewinnung von Branntkalk in Betrieb. Das Rohmaterial musste mit Pferdefuhrwerken aus den Jurasteinbrüchen nördlich der Donau hergeschafft werden. Mit einem Planwagen, der das Material vor Nässe schützte wurde der Kalk an den Mann gebracht bis Pfaffenhofen, Aichach usw.

In Karlshuld und Karlskron fanden die Leute durch das Weiden und Spankorbflechten ein bescheidenes Zubrot. Ende 1894 wurde in Karlshuld sogar eine Korbindustriegenossenschaft gegründet. Diese ging nach einigen Wirrungen an Dominikus Ringeisen, Pfarrer in Ursberg, der den Ortspfarrer Maurus Gerle mit der Führung dieser Firma beauftragte. Der 1. Weltkrieg brachte das Ende für die Korbfabrik, da die erforderlichen Arbeiter fehlten.

In Karlskron begann die Einführung des Tabakanbaues sehr erfolgversprechend. Aber bereits in den Jahren 1799 bis 1801 war die Tabakmanufaktur schon wieder am Ende angelangt.

Nicht recht viel besser erging es der Stärke- und Haarpudermacherei, die um das Jahr 1794 ebenfalls in Karlskron entstand. Nach mehreren Besitzerwechseln brachte das Jahr 1807 das Ende des Unternehmens.

1824 wurde in Karlshuld eine Spinnanstalt gegründet. Leider musste diese aufgrund des Absatzmangels in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts ihren Betrieb einstellen.

Die armen Schulschwestern, die ab1853 in Karlskron und ab 1858 auch in Karlshuld so segensreich wirkten, betrieben u.a. auch eine Armenbeschäftigungsanstalt. Hier häkelten und strickten die Frauen und Mädchen in den Wintermonaten und konnten so ebenfalls ein bisschen zur Verbesserung des Familieneinkommens beitragen.
Auch Pfr. Johann Evangelist Lutz, der in Karlshuld wirkte, hat sich sehr um die Verbesserung der Verhältnisse im Donaumoos eingesetzt.

1898 wurde in Karlshuld die Moorkulturstation gegründet. Die Züchtung einer für den Anbau im Donaumoos geeigneten Brotfrucht, nämlich der Karlshulder Sommer- und Winterroggen, war die erste produktionstechnische Hilfestellung für das Moos. Es folgten weitere Versuche im Kartoffelanbau. Im Moos litt der Kartoffelanbau vor allem an Manganmangel und hier entwickelte das Moorversuchsgut in zahlreichen Feldversuchen eine Manganzusatzdüngung. Dadurch und allgemein auch durch die Gabe von Kunstdünger, entstand im Donaumoos über Jahrzehnte eine hochrentable Kartoffelproduktion, die den Grundstock für den heutigen bescheidenen Wohlstand der Moosbauern legte. Das Donaumoos wurde auch zum größten Kartoffelanbaugebiet in Süddeutschland.

Diese Erfolge wären aber ohne die 4 Donaumoos Wasserverbände nicht möglich gewesen.
Auf der Grundlage des von M. Haushofer im Jahre 1906 erarbeiteten Projekts wurde die Nachentwässerung in den Jahren 1924 – 1960 durchgeführt. Mittlerweile sind die 4 Wasserverbände für insgesamt rund 400 km Grabeninstandsetzung und Pflege zuständig.

Ja und wie schaut es heute aus im Donaumoos aus?
Aus einer fast ausschließlich von der Landwirtschaft geprägten Gegend sind, wie fast überall, die Haupterwerbslandwirte sehr zurückgegangen, die Viehhaltung leider fast verschwunden. Es wird von den wenigen Landwirten zwar fast die gleich große Fläche wie bisher, landwirtschaftlich bewirtschaftet. Nebenerwerbslandwirte werden ebenfalls weniger, da die Doppelbelastung doch sehr groß ist.

Durch die Kartoffelnematoden ist eine einschneidende Änderung im Kartoffelanbau eingetreten. Die Roggenpreise versprechen auch keine besondere Rendite, sodass leider der Maisanbau für die Biogasanlagen einen immer größer werdenden Anteil einnimmt.

Den Broterwerb sichern sich die Bewohner hauptsächlich in Betrieben in Ingolstadt, Neuburg, Schrobenhausen und darüber hinaus aber natürlich auch vor Ort in den kleineren und größeren Handwerksbetrieben, in der Geräteherstellung oder im Kartoffelhandel.


Ein Donaumoosentwicklungskonzept wurde erarbeitet, in dem dargestellt ist, wie es im Moos im Laufe der nächsten 30 Jahre weitergehen soll.
Viele Maßnahmen wurden schon durchgeführt, u.a. die Anlage von Retentionsräumen, damit die Hochwässer etwas abgemildert werden können und vieles anderes mehr.

Aus dem früheren Armenhaus Bayerns, wie das Donaumoos oftmals bezeichnet wurde, sind meiner Meinung nach blühende Gemeinden entstanden, die in nichts den übrigen Gemeinden unseres Landkreises nachstehen. Viele Geh- und Radwege stehen für die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrer zur Verfügung.

Und so können wir immer wieder Radfahrer aus der engeren und weiteren Umgebung sehen, die sich in unserer Landschaft wohl fühlen.

Auch das Wort „Mösler“ betrachte ich keinesfalls als Schimpfwort, sondern sage es voller Stolz in Anbetracht dessen, was unsere Vorfahren trotz bitterster Armut, geschaffen haben. Der Ruf der Mösler war halt allgemein nicht besonders gut und als ich vor rund 50 Jahren meinen Eltern erzählt habe, wo mein Freund herkommt, hielt sich die Begeisterung schon in Grenzen.

Und als ich mit dem Mösler schon längere Zeit zusammen war, hat sie uns auch eine nette Geschichte erzählt.
Als sie während oder nach dem Krieg mit dem Fahrrad zur Hanfröste nach Schrobenhausen gefahren ist, legte sie beim Klingsmooser Friedhof, der damals noch ein richtiger
Waldfriedhof war, eine kurze Rast ein. Sie war ganz erstaunt, dass hier die Messingdeckel der Weihwasserkessel an den Gräbern noch alle da waren, während sie woanders schon gestohlen waren. Bereits damals meinte sie, dass die Mösler doch nicht so schlecht sein können, wie mancherorts ihr Ruf.

Die Mösler sind auch kein einheitlicher Volksstamm, vielmehr fließt das Blut von Ober- und Niederbayern, Franken, Oberpfälzern, Schwaben und auch, wie wir gehört haben, von Pfälzern in den Adern. Wir sind also ein bunt gemischtes Völkchen.

Wenn man so schaut, tritt bei manchen das pfälzerische Blut noch besonders zu Tage und zwar in einer etwas lockeren Lebensform. So lautet das Motto der Pfälzer sicherlich:
„wir arbeiten um zu leben“ und nicht wie bei vielen anderen „wir leben um zu arbeiten“.

Mittlerweile suchen sich viele Auswärtige ihren Wohnsitz im Donaumoos und so ist Karlshuld mittlerweile zur größten Gemeinde im Landkreis geworden und Karlskron und Königsmoos weisen fast in jedem Jahr die größten Bevölkerungszuwächse auf.

Dass die Mösler gesellige Leute sind, beweisen die vielen Vereine in jeder Gemeinde. Kann
Königsmoos und Karlskron mit rund 30 Vereinen aufwarten, so sind es in Karlshuld rund 60 Vereine in denen eine große Anzahl von Bürgerinnen und Bürgern sich ehrenamtlich engagieren. In den meisten Vereinen wird auch eine hervorragende Jugendarbeit geleistet.

Als einziger Verein umfasst der „Kulturhistorische Verein Donaumoos“ das gesamte Donaumoos. Er wurde am 23.10.1981 von insgesamt 37 Personen gegründet. Derzeit zählt der Verein 253 Mitglieder. Gerätschaften, Dokumente usw. aus früheren Zeiten zu sammeln, hat sich der Verein auf die Fahne geschrieben.
Bei der Planung der Umweltbildungsstätte „Haus im Moos“ wurde für ein Heimatmuseum des Kulturhistorischen Vereins bereits ein Raum eingeplant. Die Neukonzeption dieses Museums stellt den Menschen im Donaumoos in den Mittelpunkt.

Jährliche Sonderausstellungen runden ein rundum gelungenes Konzept ab.

Wenn man die Geschichte des Donaumooses betrachtet, muss man feststellen, dass vom Beginn der Besiedelung an, den Menschen kein geruhsames Leben beschieden war. Mit vielen Miseren waren die zurückliegenden rund 200 Jahre behaftet und viele Rückschläge mussten hingenommen werden. Nur durch viel Fleiß und Arbeit der Donaumoosbewohner, konnte das kultivierte Donaumoos erhalten und an die jeweils nachfolgende Generation weitergegeben werden.

Dass die Menschen trotzdem dem Donaumoos treu geblieben sind, liegt sicherlich in ihrem unerschütterlichen Glauben, dass sich eines Tages doch noch alles zum Guten wenden wird.

Und sie haben Recht behalten.

   
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